Neuhaus

Damals, beim Abschied von der Heimat

20. August 1946. Der Tag des Abtransportes war gekommen, zu der bestimmten Zeit musste man unten an der Straße sein. Die wenigen Sachen waren schon gepackt, die man meinte nötig zu brauchen und die man überhaupt mitnehmen durfte. Die Haustüre wurde zugesperrt, ein Blick nochmals durch das Fenster hinein: "Haben wir auch richtig aufgeräumt? ". Die Fuhrwerke warteten an der Straße unten zum Transport ins Lager.

Dorfbewohner, die bis jetzt noch daheim sein durften, standen dort zum Abschied nehmen. Die Kaufmannsfrau hat uns noch zwei Brotlaibe in die Hände gedrückt, "nehmt sie mit, bevor die Tschechen sie uns nehmen". Ein herzliches Dankeschön. Tränen liefen. Ein trauriges Händeschütteln mit den noch Zurückbleibenden. "So lebet wohl, vielleicht sehen wir uns in Bayern einmal wieder". Ein tschechischer Gendarm, der die Aufsicht hatte, er drehte sich um, hatte vielleicht auch Tränen in den Augen, er konnte das Elend nicht mit ansehen.

Die alten Leute durften am Fuhrwerk aufsitzen. Mein Bruder und ich gingen zu Fuß über den Berg den kürzeren Weg nach Neudeck. Oben am Waldrand saßen wir eine Zeit und schauten ins Heimatdorf hinab. Der vertraute Ort. "Ob wir ihn noch einmal sehen werden? ". "Wer wird wohl dann nach uns hier wohnen?" Wir standen auf, mein Bruder sagte: "Also gehen wir" und "Leb wohl Neuhaus, wir werden Dich wohl nicht mehr sehen ". So gingen wir weiter den Weg nach Neudeck ins Lager.

Ernst Ullmann

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